Robin Hoffmann
geboren am 6. März 1970 in Gadderbaum (jetzt: Bielefeld), Kindheit in Wiesbaden, Jugend in Oldenburg i.O. Als Schüler und später, während seines Zivildienstes in München, wirkte er in diversen Rock-, Wave-, Punk- und Noise-Bands als E-Bassist, Gitarrist, Sänger und Songwriter. Sein bereits damals entwickeltes Interesse an radikalen künstlerischen Ausdrucksformen verfolgte er weiter während seines Studiums der klassischen Gitarre in Frankfurt Main, das er 1991 an Dr. Hochs Konservatorium begann und 1995 an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst fortführte. Neben der intensiven instrumentaltechnischen Ausbildung bei Thomas Bittermann und Michael Teuchert begann er zu komponieren, besuchte Kurse für Neue Musik und experimentelle Improvisation und nahm Kompositionsunterricht bei Claus Kühnl, der ihn in seiner künstlerischen Entwicklung maßgeblich förderte. Er wirkte mit als Gitarrist in zahlreichen Aufführungen von Repertoirewerken des 20. Jahrhunderts in der Klasse von Bernhard Kontarski (Kammermusik Neue Musik), sowie bei Uraufführungen der Kompositionsklasse Hans Zender. Nach dem Abschluss seines Gitarrenstudiums fokussierte er sich auf seine kompositorische Tätigkeit und studierte von 1999 bis 2002 Komposition bei Nicolaus A. Huber an der Folkwang-Hochschule in Essen, was ihn nachhaltig prägte.
Robin Hoffmann lebt zusammen mit seiner Frau, der Komponistin Annesley Black, und Sohn Bodo in Frankfurt Main. Er war von 2005 bis 2022 Dozent für Komposition/Musiktheorie an der Musikhochschule Frankfurt, mit zusätzlichen Lehraufträgen am musikwissenschaftlichen Institut der Philipps-Universität Marburg (2013-2020), an der Kronberg Academy (2013-2016) oder an der Stuttgarter Musikhochschule (Vertretung in der Kompositionsklasse von Martin Schüttler, 2022). Von 2021 bis 2023 leitete er die Kompositionsklasse am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück.
Er komponiert für Solo-Instrumente, Gesang, Kammermusik, Ensemble oder Orchester; zudem elektroakustische Kompositionen und experimentelle Improvisation. Seine Arbeiten werden weltweit, gleichermaßen von jungen, engagierten Musikern und Musikerinnen und von im Musikbetrieb etablierten Ensembles und Orchestern aufgeführt auf Festivals wie dem Warschauer Herbst, dem Gogolfest Kiew, Stockholm New Music Festival, Eclat Stuttgart, Wittener Tagen für Neue Kammermusik, Ultraschall Berlin u.v.a.
Robin Hoffmann tritt zudem als Interpret eigener Werke oder als Performer in Ensemble-Kollektiven in Erscheinung. So bestritt er zahlreiche Aufführungen seiner Kompositionen An-Sprache für Bodypercussion solo (2000), Birkhahn-Studie für Birkhahn-Locker (2005) oder œhr für Hören solo (2006) und fungierte als Solist in Kunst pfeifen für Kunstpfeifer und Ensemble, das er gemeinsam mit dem Klangforum Wien (Graz und Wien 2007) uraufführte und mit MAM.Manufaktur für aktuelle Musik für seine 2018 auf Thorofon erschienene Porträt-CD produzierte.
Er trat auf als Vokalperformer/Lauterzeuger in Sergej Newskis Fluss gemeinsam mit dem Klangforum Wien (Wien 2005) oder dem Ensemble Modern (Stuttgart 2007), als Shouter in seinen eigenen 4 sehr späten Liedern zusammen mit MAM (Bremen 2016) oder in Alexander Schuberts Bird Snapper mit dem Ensemble l‘art pour l‘art (Winsen 2017), als Sprecher in Frederic Rzewskis Coming Together mit dem Ensemble l‘art pourt l‘art in Winsen, sowie der International Ensemble Modern Academy in Frankfurt 2019 und immer wieder mit vielerlei Kleinstgeräten, Maultrommeln, Lockpfeifen, Vogelrufen, mit oder ohne Elektronik, beispielsweise als „Waldperformer“ in Benedikt von Peters Inszenierung von Verdis I Masnadieri (Oper Frankfurt 2009), bei White Series mit Annesley Black, Andrew Digby und Dieter Assmann (Witten 2013) oder in Pfeifkonzert gemeinsam mit Annesley Black (Frankfurt 2018).
1996-2005: Rege Konzerttätigkeit als Gitarrist, solistisch, im Gitarrenduo mit Christopher Brandt und als Ensemble-Musiker mit Engagements in Theatern Giessen, Darmstadt, Oper Frankfurt, dem RSO Frankfurt oder dem ohton-Ensemble, Oldenburg u.a.
1997/98 betätigte er sich als Vokalperformer bei Sound-Poetry-Veranstaltungen gemeinsam mit Dirk Hülstrunk, Mitch Heinrich und Hans-Jürgen Lenhart.
2001 gründete er mit Mark L. Kysela STROM – das Ensemble der Autoren, unter dessen Namen die beiden Musiker Performances und gemeinsame Kompositionen unter der Einbeziehung von Live-Elektronik erarbeiteten. Im Jahr der Gründung war STROM Preisträger beim Wettbewerb «Junge Kultur» des Düsseldorfer Altstadtherbstes.
2002 erhielt Robin Hoffmann den 1. Preis des Deutschen Studienpreises der Körberstiftung für seine Komposition An-Sprache für Bodypercussion solo. Sein Beitrag zu der Thematik der Ausschreibung „Bodycheck – Wieviel Körper braucht der Mensch?“ hatte einen regen interdisziplinären Austausch zur Folge, bei dem der Diskurs um den Körper gleichermaßen auf künstlerischer wie auch wissenschaftlicher Ebene fortgeführt wurde, so zum Beispiel bei dem Projekt „Choreographen und Komponisten“ der Akademie der Künste Berlin 2002, beim Interdiciplinary College 2004 „Body & Motion“ mit Vertretern aus dem Bereich der Artificial Intelligence, bei Motion Bank der Forsythe Company 2012, bei der Frühjahrstagung des INMM in Darmstadt 2016 („Body Sounds – Aspekte des Körperlichen in der Musik“) und vielen weiteren Einladungen zu Vorträgen, Workshops und Projekten.
2002-04 spielte er in der Gothic-Band Chamber und schrieb die Arrangements zu den CD-Veröffentlichungen l’orchestre de chambre noir (2002), Ghost Stories and Fairy Tales (2003) und Solitude (2004).
2005 erhielt er den Stuttgarter Kompositionspreis für seine Werke was stimmt für sechs Stimmen und Birkhahn-Studie für Birkhahn-Locker.
2006 erhielt er den Kranichsteiner Kompositionspreis bei den Darmstädter Ferienkursen.
2003-2011 war er erster Vorsitzender der von ihm mitgegründeten Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik. Während seiner Mitwirkung im Vorstand organisierte und kuratierte der Verein Gesprächs- und Konzertreihen mit nahezu 100 Veranstaltungen, die mit viel Erfolg ein Forum boten für die ortsansässigen Neue-Musik-Interessierten und in denen Facettenreichtum und Vielfalt der avancierten zeitgenössischen Musikproduktion dokumentiert werden konnte.
2010 und 2012 arbeitete er mit dem Regisseur Dieter Reifarth zusammen und komponierte die Musik zu dessen Filmen Lawrence von Arabien – die Erfindung eines Helden und Haus Tugendhat.
2019 wurde er mit dem alle sechs Jahre vergebenen Hans-Werner-Henze-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe geehrt.
2022 wurde er zum 1. Vorsitzenden des Darmstädter Instituts für Neue Musik und Musikerziehung gewählt.
Zur Kurzversion vom Lebenslauf